Das Blut des Lebens

Anja Mattenklott: "Das Blut des Lebens", 2021, 30 cm x 40 cm, Gouache, Pigmente auf Leinwand
Anja Mattenklott: "Das Blut des Lebens", 2021, 30 cm x 40 cm, Gouache, Pigmente auf Leinwand

Ich bekam meine Tage, fühlte mich schlecht und blieb im Bett. Abends hatte ich die Idee zu diesem Bild.

Das ist oft so bei mir, daß aus dieser Zeit des stummen Stillstands, aus der Tiefe etwas Neues entsteht.

Ich zeichnete eine Allegorie über die Fruchtbarkeit, das Wachstum, die mysteriösen Vorgänge in der Erde, auf der Erde, im Himmel. Dabei setzte ich Elemente aus verschiedenen Kulturen kollageartig zusammen.

Sicher läßt sich das auch wissenschaftlich erklären, aber die Wissenschaft ist oft so respektlos gegenüber Wundern und nimmt der Welt ihren zarten Zauber.

 

Im Mittelpunkt ist eine wächserne Gebärkröte zu sehen. Zu Zeiten als es noch keine Krankenhäuser gab, diente sie im Alpenraum als Votivgabe, wenn Frauen Unterleibsprobleme hatten. Sie kaufen eine wächserne Kröte, opferten sie als Abbild ihres Schmerzzentrums auf einem kirchlichen Altar und baten um Heilung.

Das ging auch mit anderen Körperteilen, für die es jeweils passende Wachsvotive gab.

In sogenannten Mirakelbüchern wurden bei Erfolg die Wunder aufgeschrieben und gesammelt, als Beweis für die göttliche Kraft, b.z.w. die Kraft der Kirche.

Anfang Februar begann ich meine Artischockensämchen zum Keimen zu bringen. Ihre stolze Erwachsenenform imaginierte ich im Voraus. Kleine Blutströpfchenschmetterlinge könnten sie bestäuben.

Magische Dinge geschehen in der Nacht. Eine chinesische Stickerei zeigte das Kaninchen im Mond, wie es das Elexier der Unsterblichkeit anrührt. Monatlich fließt das Blut bei den fruchtbaren Mädchen und Frauen.

Der Regenbogenmann stammt aus den Kulturen der Hopi und Zuni in New Mexiko, Arizona. Er bringt Regen und Fruchtbarkeit für das Land und segnet und schützt alles unter ihm.

 

 

 

Text: (c) Anja Mattenklott, Potsdam 24. und 25. 07. 2021