Dieses Bild entstand August 2017 während eines Kunstkurses im südportugiesischen Heilungsbiotop "Tamera".
Mich interessierte die gemeinschaftliche Lebensform der überwiegend aus dem deutschsprachigen Raum ausgewanderten Menschen, mit ihrer Erforschung der freien Liebe, praktiziertem friedfertigem Umgang mit allen Wesen der Erde und dem politischen Anspruch, dem kapitalistischen System, ein am Menschen und seinen elementaren Bedüfnissen orientiertes Modell von Gemeinschaft entgegenzusetzen, was als Muster für Gemeinschaften weltweit funktioniert.
Besuche sind nur innerhalb der saisonalen Kursangebote möglich. Etwa 30 Teilnehmer zwischen Mitte 20 und Mitte 70 trafen sich auf dem Kunstberg, kochten und aßen vegan, liebten sich frei oder nicht, machten physikalische Experimente zu Ringwirbeln, ließen ihrer Kreativität freien Lauf, zeichneten sich gegenseitig gleichzeitig, lernten das FORUM als Modell gemeinschaftlicher Konfliktlösung und Selbstdarstellung kennen, bekamen beim fruchtig würzigen "Künstlertee" Einblicke ins Leben und Schaffen von Otto Mühl, diskutierten neue Gesellschaftsmodelle.
Neben Zeichenübungen, übten wir uns im absichtslosen Malen. Eine wilde Struktur aus Zufällen schaffen, die uns wiederum zu neuen Ideen und Formen anregt, die wir später darüber setzen. Da ich normalerweise eine genaue Idee habe und auf das Blatt vorzeichne, mußte ich loslassen lernen.
Die neu gewonnene unschuldige Fläche nutzte ich nun, um mich malerisch mit dem energetischen Wesen meiner Brüste zu befassen. Bisher hatte ich ihnen in meinem Leben nie viel Beachtung geschenkt. Das Erlebnis des Stillens ging an mir vorbei, da ich kinderlos bin. In der Sexualität konnte ich mit ihnen nicht viel anfangen.
Wozu also Brüste? Warum gerade zwei? Was bedeuten Brüste den Frauen? Warum fühlen sich viele Männer von ihnen angezogen? Warum dieser kuppelartige Aufbau mit diesen dunklen Spitzen? Warum nicht ein einziger fetter Sack auf dem Brustkorb?
Ich lag lange mit meinen Händen auf den Brüsten im Zelt und empfand es sehr angenehm, da reinzuspüren.
Sie geben Energie ab. Etwas pulst in ihnen. Meine Brüste schauen mit ihren Spitzen neugierig in die Welt.
Sie sind genau wie ich. Inzwischen habe ich sie etwas besser kennengelernt. Sie lieben es, sanft gehalten zu werden, zärtlich bewegt oder leicht massiert. Unbedingt wollen immer beide gleichzeitig berührt werden. Bekommt eine nichts ab, kippt die Harmonie. Selbst die Bewegungen sollten synchron sein. Als seien sie eins. Das fühlt sich am besten an für mich.
Mit meinem Bild bedanke ich mich bei ihnen und zeige ihnen meine Wertschätzung, daß sie da sind für mich.
Ich habe mich mit ihnen verbunden.
Unsere Körper sind Wunder und wissen viel mehr, als unser Bewußtsein fassen kann.
Es ist wichtig, mit ihnen respektvoll umzugehen, ihre Sprache zu verstehen und sie zu lieben.
(c) Fotos: Anja Mattenklott, August, 2017
(c) Text: Anja Mattenklott, 12.11.2018