Licht und Dunkel
Das Wesen der Holla
Über die Beschäftigung mit den heimischen Heilpflanzen und dem Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl kam ich direkt auf den Holunder. Als Kind brachte mir mein Vater bei, aus seinen Ästchen Pfeifen zu schneiden und aus seinen Beeren Saft zu kochen. Später aß ich köstliche Küchle aus seinen Blüten und trocknete selbst die stinkenden Dolden für schweißtreibenden Erkältungs-Tee.
Jetzt lernte ich, die Pflanze ist eine uralte heidnische Göttin, die all unsere Krankheiten annimmt und in die Erde ableitet, uns beschützt und gesund erhält.
Sie ist die Verkörperung der germanischen Erd-und Himmelsgöttin Holla, Göttin des Wetters und der Jahreszeiten, die uns das Spinnen und Weben brachte, eine helfende Muttergöttin, eine uralte weibliche Erdgottheit.
Im Alpenraum erscheint sie als Frau Percht oder Perchta mit einem Schönen und einem schrecklichen Gesicht.
Sie ist die Frau Holle aus dem Märchen, die die lichten und dunklen Aspekte des Lebens lenkt, allem seinen Platz gibt und uns die kosmische Ordnung lehrt.
Das Bild im Uhrzeigersinn gelesen:
Im Frühling erscheint sie als reine junge Frau mit sonnengleichem Haar, bringt uns das Licht,
die Blüten und die kleinen KInder. Über den Sommer in den Herbst verwandeln sich die weißgelbgrünen Blüten in reife violettschwarze Beeren. Die dem Licht zugewandten stehenden Dolden hängen nun schwer zum Boden herab.
Holla ist alt und dunkel geworden. In den letzten Dezembertagen reist sie ums Land, sammelt die die Seelen der Verstorbenen ein und geleitet sie unter die Erde zu den Knochen der Ahnen.
Die Schmetterlinge schließen den Kreis der ewigen Leben - Tod - Leben - Verwandlung.
